Begegnung mit der Berufspraxis

Kochen, putzen und kassieren

Schwedt (MOZ) Einen dreitägigen Ausflug in die Welt der Ausbildungsberufe vor der Schultür haben Schüler der 7. Klasse der Schwedter Schule "Am Schloßpark" unternommen. Für sie war es die erste Begegnung mit der Berufspraxis. Neunt- und Zehntklässler renovieren noch bis Dienstag den Schulflur.
 

"Eine Hauswirtschafterin ist keine Putze", erklärt Ausbilderin Anita Kersten überzeugt den Siebtklässlern am Herd in der Küche des Uckermärkischen Berufsbildungsvereins (UBV). "Sie muss sehr viel mehr können als das. Ihre Aufgaben reichen von Altenpflege, übers Kinderbetreuen und Partys organisieren. Und Kochen können müssen sie auch noch. Das verlangt viel Wissen, Flexibilität, Selbstorganisation und Disziplin."

Jasmin, Marie und Juliette hören aufmerksam zu und schnippeln dann in der UBV-Lehrküche weiter Gurken und Fleisch für die Soljanka. "Das ist hier ganz anders als in der Schule", empfindet Juliette. "Hier gibt es viel mehr Gewürze und die Mengen für die größeren Portionen sind auch größer als wenn wir in der Schule kochen."

In der Holzwerkstatt erklärt der gelernte Zimmermann Olaf Kaufmann Simon und Leon, wie sie aus einem Holzstück einen Briefständer fertigen. Keine leichte Aufgabe. Anfangs geht mancher Sägeschnitt noch daneben. "Das ist wirklich kompliziert", sagt Kaufmann. "Die Schüler brauchen etwas Hilfe. Aber wir schaffen das gemeinsam."

Im Minilädchen der Ausbildungsstädtchen arbeiten Gina, Nico und weitere Schüler. Sie sortieren Waren in die Regale und scannen an der Kasse Preise. Angeleitet werden sie bei ihrem Schnupperkurs von Ausbilderin Christina Kluth. "Mir macht es Spaß mit den Kunden zu reden, zu kassieren und sie zu beraten", sagt Gina. Sie und Nico könnten sich vorstellen, später Verkäufer zu werden.

Zehn Schüler aus der 7. Klasse der Schloßpark-Schule schnuppern drei Tage lang beim Uckermärkischen Ausbildungsverbund in fünf Ausbildungsberufe hinein: Koch, Hauswirtschafter, Verkäufer, Holz- und Metallbearbeiter. Petra Gärtner, pädagogische Mitarbeiterin beim UBV, ist sich sicher, dass Kinder sich nicht früh genug für die Berufswelt und die Ausbildungsberufe interessieren und vor allem außerhalb ihrer kleinen Schulwelt den Berufsalltag kennenlernen sollten. Denn viele bekämen zu Hause von den Eltern bei der Berufsorientierung wenig Hilfe. Petra Gärtner ist überzeugt: "Es gibt auch für Förderschüler gute Ausbildungsberufe. Bei uns bekommen sie einen ersten Einblick in die Welt der Berufsausbildung und merken während ihrer ersten Begegnung mit dem Berufsleben außerhalb des geschützten Schulraumes, dass sie Fähigkeiten und Fertigkeiten besitzen und sich nicht von der Gesellschaft abgeschoben fühlen müssen."

Die Schule am Schlosspark hat die Schüler sehr gut vorbereitet auf die Berufs-Schnuppertage. Die Eltern sind einbezogen worden und haben auf einer Versammlung alle notwendigen Informationen dazu bekommen. Die Schüler konnten Berufsfelder auswählen. Das Geld, mit dem diese Art von Berufsorientierung bezahlt wird, kommt auch aus den Kassen der Europäischen Union, genauer aus dem Europäischen Sozialfond, informiert Regina Fietze von der Stiftung Sozialpädagogisches Institut, die sich beim UBV über das Projekt "Initiative Sekundarstufe I" informierte. Sie meint: "Der Blick in die reale Berufswelt ist für die Schüler absolut notwendig und unverzichtbar." Das Programm ist erst kürzlich von den Oberschulen auf Gesamtschulen und Förderschulen mit dem Schwerpunkt Lernen - wie die Schwedter Schule "Am Schloßpark" - ausgeweitet worden.

MOZ vom 18.3.2016

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Veröffentlichung

Mo, 21. März 2016

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